Friday, March 23, 2012

BVG - Es ist Zeit, dass Ihr die kaputten U-Bahn-Fahrkartenautomaten ENDLICH repariert

Ich zeige Euch mal, wie Fahrkarten-Automaten in DDR-Straßenbahnen funktioniert haben, vor 25 Jahren:

Durch Ziehen des Hebels wurde das eingeworfene Geld - hinter einer Glasscheibe sichtbar - nach rechts gedreht und ein Fahrschein ausgegeben. Durch die Scheibe konnte man also sehen, was die beiden vorherigen Fahrgäste bezahlt hatten.

Man konnte den Hebel bedienen, ohne Geld eingeworfen zu haben, und erhielt trotzdem ein Ticket. Gedacht war es so, dass die Bezahlung "sozial" kontrolliert wurde, d.h. jeder im Wagen konnte sehen, ob gerade jemand bezahlt hatte und ob der richtige Betrag eingeworfen wurde. Zeitkarten-Inhaber hatten ihre Zeitkarte in die Höhe zu halten, um so zu erklären, dass sie nicht zur Zahlbox gehen mussten.

So weit, so gut. Man mag jetzt darüber philosophieren, ob das nur in einem Spitzelstaat funktionieren kann oder einfach locker und normal war, mich hat das als westberliner Kind auf Besuch jedenfalls beeindruckt. Simpel, einfach, unkompliziert.

Warum ich das schreibe?

deshalb.

Erstmal: Wenn ich eine Fahrkarte kaufen möchte, dann, weil ich fahren will. Ich bin nicht an "anderen Angeboten" interessiert, und ich fände es auch total unhöflich gegenüber folgenden Fahrgästen, wenn ich mir noch die interessanten "anderen Angebote" ansehen würde. Die könnten es ja auch eilig haben. Das scheint bei der BVG aber niemanden zu interessieren, und deswegen wird auf dem Fahrkartenautomaten erst mal eine Werbe-Seite angezeigt mit irgendwelchen irrelevanten Informationen, die noch nie jemand gelesen hat, ausser, wenn er eine Fahrkarte kaufen wollte und herausfinden wollte, wie das geht. Irgendwo in diesem Werbemüll steht "Berühren sie den Bildschirm", und wenn man das macht, dann wird auch tatsächlich die Auswahlseite für die Fahrscheine angezeigt.

Diese Werbeseite ist komplett sinnlos und muss weg. Alle, die sich diesem Automaten nähern, wollen Fahrkarten kaufen. Wozu zur Hölle müssen diejenigen, die es noch nicht wissen, diesen Bildschirm angucken und herausfinden, dass sie ihn berühren müssen? Es gibt da auch nichts zu "saven" oder so. Es kostet einfach nur zusätzliche Zeit, diesen Bildschirm zu verstehen. Er fügt der Dienstleistung "öffentlicher Nahverkehr" keinerlei Mehrwert hinzu. Wenn es noch zusätzliche tolle Sachen gibt, dann sollten die bitteschön auf Werbeflächen beworben werden, nicht auf einem Fahrkartenautomaten, den die Fahrgäste dazu benutzen, sich eine Fahrkarte zu kaufen.

Okay fein, ich habe also den Bildschirm berührt und der Automat zeigt mir an, welche Fahrkarten er mir verkaufen kann. Ich muss zugeben, dass sich hier in den vergangenen Jahren, seit die BVG die grandiose Idee hatte, die Automaten, welche für jeden Fahrkartentyp eine eigene Taste haben und die in der Straßenbahn auch nach wie vor im Dienst sind, durch diese Touchscreen-Windows-Gurken zu ersetzen, einiges getan hat. Früher hatte diese Schrottsoftware auch noch eine Latenz im Sekundenbereich, heutzutage werden immerhin die wichtigsten Fahrscheine direkt auf der Einstiegsseite zum Kauf angeboten. Wenn man Glück hatte und gerade vorher jemand anderes einen Fahrschein gekauft hat, muss man also nur den Fahrschein auswählen und darf dann gleich bezahlen.

Aber:

Das Bezahlen dauert immer noch so lange, dass ich mich dem Automaten inzwischen stets mit dem ausdrücklichen Bewusstsein nähere, den gleich kommenden Zug nicht erreichen zu können. Nur so kann ich Frustration vermeiden und gelegentlich komme ich sogar in die Situation, einen Fahrschein erworben zu haben, bevor ein Zug ein- und ausgefahren ist, was mir dann kleine Glücksgefühle beschert.

Das Prüfen meines Geldes benötigt in diesem Wunderwerk der Technik nämlich tatsächlich Sekunden. Wenn ich mehrere Fahrscheine kaufe, dann wird zwischen dem Ausdruck der Fahrscheine jeweils mehrere Sekunden gewartet, und das Auszahlen des Restgeldes muss der Automat sich auch sekundenlang überlegen. Ich weiss, dass das nicht sein muss. Ich weiss, das das schneller gehen kann, wenn man die Zeit des Fahrgastes wertschätzt und nichts unversucht lässt, den eigentlich unnötigen Vorgang des Fahrscheinerwerbs so schnell wie möglich durchzuführen.

Ganz bizarr wird es, wenn man mit seiner EC-Karte bezahlt. Das man bei uns immer eine PIN eingeben muss, und nicht, wie in vielen anderen Ländern der Welt, einfach seine Karte durchzieht und damit in einer oder zwei Sekunden bezahlt hat, das prangere ich in diesem Zusammenhang noch nicht mal an. Dass ich aber, wenn ich einen Kurzstrecken-Fahrschein für 1,30 Euro gekauft habe, noch warten muss, bis mir ein komplett sinnloser und mit total überflüssigen Fakten bedruckter "EC-Beleg" produziert wurde, das kann ich einfach überhaupt nicht begreifen. Auf dem Zettel steht, ich soll ihn aufbewahren, aber daran denke ich doch gar nicht. Wie kommen die eigentlich dazu, mir dieses Papierstück aufzudrängen? Nur aus Höflichkeit gegenüber meinen Mitreisenden lasse ich den Müll nicht direkt im Automaten liegen, sondern schmeisse ihn in den nächsten Mülleimer, aber das ist einfach der Gipfel des Schwachsinns. Auf dem Fahrschein ist genug Platz, um das Zahlungsmittel zu dokumentieren, wenn das tatsächlich von der Buchhaltung so verlangt wird.

Um bei dieser Kurzstrecke zu bleiben: Den Fahrschein hab ich nun also, der Zug steht bereit und ich will ihn nehmen, aber jetzt muss ich das Ding auch noch entwerten? Auf dem Bahnsteig? Wie bescheuert ist das denn eigentlich? Der Vorverkauf ist ja wohl der Sonderfall, und der normale ist, dass man hier seinen Fahrschein für den sofortigen Fahrtantritt kauft. Wenn dann, wie am U-Bahnhof Rosenthaler Platz, nur ein Entwerter für zwei Automaten zur Verfügung steht, dann ist der Zug eben doch wieder weg, bevor man den Entwerter gefunden und das kostbare Dokument validiert hat. Ich hab's ja so geplant und deswegen ist es auch keine grosse Enttäuschung, aber

Wer auch immer bei der BVG für diesen Kack verantwortlich ist: Sie sind ein Amateur. Sie gehören nicht auf diese Stelle. Machen Sie Platz für jemanden, der seine Aufgabe ernst nimmt und für den das Wichtigste nicht das sorgfältige Zählen des Fahrgeldes, sondern die bequeme und zügige Beförderung der Fahrgäste ist.